Im Sommer 2023 führten wir eine umfassende Online-Umfrage unter den Akteuren des Pflegemarkts durch. Der Anlass für diese Untersuchung waren die zahlreichen Insolvenzen sowie die nahezu ausbleibenden Projektierungen neuer stationärer Einrichtungen.

Einer der Teilnehmer war Herr Simon Voß, Gründer und Direktor der VitalCura. Sein Unternehmen ist ein Pflegedienstverbund mit Fokus auf ambulante Versorgung, der sich auf die Schaffung von Mehrwerten für Mitarbeiter, Klienten und Angehörige konzentriert. Hauptziel ist es, die Rahmenbedingungen und damit auch die Qualität der Versorgung in der Pflege zu verbessern.

Wir baten ihn um eine ausführliche Stellungnahme zu den in der Umfrage genannten Hauptursachen für die gegenwärtig schwierige Situation bei den Pflegeanbietern.

Angespannte Liquiditätssituation

Die angespannte Liquiditätssituation in Bezug auf Tariflöhne resultiert ausschließlich aus der fehlenden Refinanzierung durch die Pflege- und Krankenkassen.  Wäre eine Refinanzierung sowohl im SGB XI und SGB V klar geregelt – ohne hier seitens der Kassen auf Sparkurs zu gehen – würde es hierbei keine angespannte Situation geben. Die fehlende Refinanzierung führt zu einer überproportionalen Steigerung der Patientenzuzahlung. Der dadurch bedingte Anstieg der Sozialhilfequote war im Vorhinein abzusehen.

Gravierender Personalmangel

Meines Erachtens ist die Neukonzeptionierung der Pflegefachquote dringend notwendig. Das starre Quotensystem stammt aus anderen Zeiten mit anderen Personalmärkten und kann so nicht aufrechterhalten werden. Dies betrifft sowohl die stationäre als auch die ambulante Pflege. Die Idee zur Akquirierung der Fachkräfte aus dem Ausland gibt es schon seit Jahrzehnten und hierzu auch viele Versuche. Leider fruchtete bis dato keiner dieser Versuche und es sieht so aus, als würde sich das in Zukunft nicht ändern, da weiterhin die gleichen Herausforderungen nicht gelöst werden.

Fehlende Investitionstätigkeit

Investments werden in der Regel nicht bei fehlender Planungssicherheit getätigt. Die politischen „Maßnahmen zur Stärkung der Branche“, dazu gehören unter anderem Schritte zur Tarifeinführung ohne fehlende Refinanzierung und die Änderung der Ausbildungscharakteristika (Generalistik), ohne Absprache mit dem Markt sorgen eher für Verunsicherung, weswegen Investitionen vorübergehend ausbleiben werden. Alsbald sich eine langfristige Planung abzeichnet, wird es wieder Investitionen geben.

Über die Autorin

Kristina Schröder

Durch meine vorangegangene Tätigkeit als Geschäftsführerin eines sektorübergreifenden Pflegebetreibers und mehr als sieben Jahre Erfahrung im Pflegesektor verfüge ich über umfassende praktische Einblicke, die es mir ermöglichen, Entwicklungen im Pflegemarkt praxisnah und fundiert für Sie zu analysieren und einzuordnen.