2022 war es wieder so weit: Nach der letzten großen Reform der Pflegeversicherung, dem zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II) in 2015, stehen insbesondere private Betreiber vor großen Herausforderungen. Ab September mussten bundesweit die Pflegelöhne auf „Tarifniveau“ angehoben werden. Ziel der Reform ist es, den Pflegeberuf zu stärken.

Infolgedessen mussten laut pflegemarkt.com gleichzeitig 4.953 stationäre sowie 11.888 ambulante private Pflegeeinrichtungen ihre Löhne zum 01.09.2022 erhöhen und die Refinanzierung mit den Kostenträgern neu verhandeln. Bei dieser großen Anzahl ist unklar, ob alle Betreiber über eine gesicherte und kostendeckende Refinanzierung verfügen.

Die höheren Kosten des Pflegepersonals werden sich deutlich auf zukünftige Pflegesätze auswirken. Davon ausgehend, dass die meisten gemeinnützigen Betreiber bereits auf Tarifniveau zahlen, zeigt sich bei der Gegenüberstellung der vortariflichen Pflegekosten im Pflegegrad drei bis vier zwischen privaten und gemeinnützigen Betreibern, dass die durchschnittlichen Pflegekosten der Bewohner je nach Bundesland zwischen 130 Euro und über 500 Euro pro Monat für die privaten Betreiber steigen könnten. Weitere Preistreiber innerhalb der Sachkosten, z. B. durch die hohe Inflation oder insbesondere die höheren Energiekosten, sind hier noch nicht enthalten. Einige Betreiber gehen von zwei bis dreimal so hohen Energiekosten aus. Insgesamt könnten so die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner auf 600 Euro oder mehr pro Monat ansteigen. Eine Mehrbelastung, die sich auf die Quote der Selbstzahler auswirken wird.

“Höhere Löhne bedeuten aber auch höhere Gesamtkosten und damit höhere Preise. Für Pflegebedürftige in Heimen bedeutet dies mindestens 600 Euro höhere Kosten pro Monat, für ambulant zu versorgende Patienten bewegen sich die Mehrkosten je nach Pflegegrad in einem ähnlichen Bereich. Diese Kostensteigerung trifft alle Pflegebedürftigen in ganz Deutschland, egal ob diese von privaten Pflegediensten betreut oder in Tagespflegen und Heimen versorgt werden. Dies sind mehrere hunderttausend Menschen”, Jan Zimmerschied, Gründer Onesta Holding.