Für Unternehmen ist die Wahl der richtigen Finanzierungsstrategie entscheidend für erfolgreiches Wachstum und langfristigen Erfolg. Dabei gibt es verschiedene Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle, wie Private Equity, Venture Capital, Mezzanine-Finanzierung und Private Debt Fonds, die je nach Unternehmensphase und -bedarf in Betracht gezogen werden können.
Welches Instrument die Expansionspläne eines Unternehmens bestmöglich unterstützen kann, hängt stark von der aktuellen Situation, den Wachstumszielen und der Bereitschaft ab, Kontrolle abzugeben oder Schulden zu tragen.
Im ersten Teil werfen wir einen genaueren Blick auf Private Equity- und Private Debt-Fonds, ihre Unterschiede, Vor- und Nachteile sowie die Frage, für welche Unternehmen sie besonders geeignet sind.

Equity
Private Equity (PE) beschreibt Investitionen in grundsätzlich nicht-börsennotierte, meistens mittelständische Unternehmen. Ziel der Investoren, die oftmals als professionelle Beteiligungsgesellschaften in Form von geschlossenen Fonds auftreten, ist es hierbei, Eigenkapital und Expertise zu sammeln und damit ein bereits etabliertes Unternehmen weiterzuentwickeln, um es anschließend gewinnbringend zu verkaufen.
Private Equity konzentriert sich hierbei vor allem auf die Vergrößerung und Restrukturierung von Unternehmen, weswegen häufig von „Growth Capital“ gesprochen wird. PE-Investitionen laufen daher nur für einen begrenzten Zeitraum und verfolgen das klare Ziel eines Exits, also dem erfolgreichen Verkauf des Unternehmens.
Um die Entwicklung und Effizienzsteigerung aktiv mitzugestalten, haben PE-Investoren Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens und erwarten, bei allen unternehmerischen Entscheidungen beteiligt zu werden. Im Gegenzug stellen sie finanzielle Mittel sowie Know-how, Infrastruktur und wertvolle Business-Kontakte zur Verfügung.
Die Kontrolle des Unternehmens wird zudem oftmals durch eine Beteiligung der PE-Investoren am Unternehmen von mindestens 25,1%, die sogenannte Sperrminorität, beschränkt, wodurch die Investoren bei wichtigen Entscheidungen einbezogen werden müssen oder diese zumindest verhindern können. Bei der Finanzierung durch PE spielen vor allem ein skalierbares Geschäftsmodell, Proof of Concept sowie die Abwägung von Kosten, Aufwand und möglicher Rendite eine entscheidende Rolle.
Ein etabliertes Geschäftsmodell erleichtert vor allem die Unternehmensbewertung, da auf Erfahrungswerte und belastbare Zahlen aus den bisherigen Geschäftsjahren zurückgegriffen werden kann. Sobald die Rendite des Unternehmens genügend gesteigert wurden oder die Investitionslaufzeit abgelaufen ist, erfolgt der Exit, bei dem die Anteile des Unternehmens an andere Investoren (Leveraged Buy-Out), die ehemaligen Eigentümer oder die aktuelle Geschäftsführung (Management-Buy-Out) verkauft werden oder durch ein sogenanntes „Initial Public Offering“ (IPO) der Gang an die Börse vollzogen wird.
Private Equity bietet daher eine chancenreiche Finanzierungs- und Beteiligungsmöglichkeit für bereits etablierte Unternehmen und vielversprechende Ideen, die vor allem finanzielle Unterstützung für die weitere Unternehmensentwicklung benötigen.
Private Debt Fonds
Private Debt Fonds sind professionell verwaltete Fonds, die Kapital in Form von Krediten oder Anleihen vergeben. Sie bieten Investoren die Möglichkeit, in Fremdkapitalinstrumente zu investieren und Zinseinnahmen zu erhalten und ermöglichen Unternehmen eine flexible und planbare Kapitalbeschaffung, ohne Anteile und damit Kontrolle am Unternehmen abgeben zu müssen.
Im Gegensatz zu Aktieninvestitionen, bei denen sich Anleger am Unternehmen beteiligen und damit an den Gewinnen und Verlusten des Unternehmens partizipieren, bieten Private Debt Fonds feste Rückzahlungen in Form von Zinsen und eine Rückzahlung des investierten Kapitals am Ende der Laufzeit. Dies erhöht die Planbarkeit sowohl für Investoren als auch das Unternehmen.
Private Debt Fonds sind in ihrer Beschaffenheit somit klassischen Bankkrediten ähnlich, unterliegen jedoch nicht den Bankenregulierungen und bieten daher deutlich mehr Flexibilität und Handlungsspielraum. Zusätzlich können Private Debt Fonds in der Regel einen höheren Verschuldungsgrad und größere Finanzierungen als einzelne Banken, die sich bei hohen Finanzierungssummen häufig zu einem Konsortium zusammenschließen, bereitstellen und somit schneller und flexibler agieren.
Flexibilität wird außerdem durch kürzere Laufzeiten (durchschnittlich 2-3 Jahre) als beispielsweise bei PE-Investitionen (durchschnittlich 5-10 Jahre) sichergestellt. Private Debt Fonds stellen daher eine gute Alternative zu eher restriktiveren Kreditvergaben durch Banken dar und sind damit insbesondere für mittelständische Unternehmen und komplexe Branchen interessant, die auf die Liquidität ihrer Mittel angewiesen sind und die Kontrolle über das Unternehmen behalten wollen.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Private Debt Fund Finanzierung ist jedoch ein ausrechender Cashflow, um die Rückzahlungen des Kapitals zu leisten. Zudem kann zu viel Fremdkapital den Verschuldungsgrad eines Unternehmens erhöhen und sich somit negativ auf die Bonität auswirken, was zukünftige Kapitalaufnahmen erschwert.
Für Investoren bieten Private Debt Fonds neben stabilen Einkommensströmen durch regelmäßige Zinseinnahmen, die oft höher ausfallen als bei klassischen Sparkonten, aufgrund ihrer geringen Volatilität eine bessere Absicherung gegen Marktschwankungen. Zusätzlich werden Private Debt Fonds ähnlich wie Mezzanine Finanzierung zwar nach Bankkrediten, aber vor Eigenkapital bedient und sind somit mit einem geringeren Risiko als Eigenkapital verbunden.
Darüber hinaus zeichnen sich Private Debt Fonds in der Regel durch eine hohe Liquidität aus. Investoren können ihre Anteile also jederzeit verkaufen. Renditen durch Private Debt Fonds sind allerdings von Inflation und Zinsänderungen abhängig und unterliegen oftmals einer Managementgebühr.
Private Debt Fonds füllen somit die Lücke zwischen Bankenfinanzierung und Eigenkapital und bieten eine gute Finanzierungsmöglichkeit für Unternehmen, die eine solide finanzielle Basis und stabile Cashflows haben.

Fazit
Sowohl Private Equity als auch Private Debt Fonds können wertvolle Finanzierungsinstrumente sein – entscheidend ist, welches Modell am besten zur individuellen Unternehmensstrategie passt.
Während Private Equity besonders für wachstumsstarke Unternehmen attraktiv ist, die neben Kapital auch strategische Unterstützung suchen, bietet Private Debt eine flexible Fremdfinanzierung ohne Kontrollabgabe.
Eine fundierte Entscheidung erfordert daher eine sorgfältige Analyse der eigenen finanziellen Lage, der Wachstumsziele und der unternehmerischen Prioritäten.
Über den Autor
Sabrina Kiel
Seit 2021 bin ich bei der Sehner Unternehmensberatung tätig und leite Projekte im Bereich der ambulanten Pflege, außerklinischen Intensivpflege sowie der medizinischen Hilfsmittel. Mit über drei Jahren Erfahrung im Pflege- und Gesundheitssektor bringe ich umfassende Fachkenntnisse in meine Arbeit ein. Vor meiner aktuellen Position war ich beim Hamburg Center for Health Economics sowie bei KPMG Audit Corporate Health Care tätig, wo ich wertvolle Erfahrungen und Einblicke in die Gesundheitswirtschaft sammelte.